Immer häufiger wenden sich Kinder und Jugendliche mit Schwierigkeiten der psychosexuellen Entwicklung und/ oder mit sexuellen
Verhaltensauffälligkeiten, aber auch Minderjährige mit Geschlechtsidentitätsstörungen an die kinder- und jugendpsychiatrischen oder an die pädiatrisch-endokrinologischen Spezialeinrichtungen. Die Patienten bzw. ihre Eltern kommen mit der Bitte um Beratung, im Falle einer Geschlechtsidentitätsstörung immer häufiger auch mit dem Wunsch nach Einleitung einer hormonellen und operativen Geschlechtsumwandlung. Nach den klinischen Erfahrungen sind die meisten Geschlechtsidentitätsstörungen in dieser Altersstufe jedoch nicht als Ausdruck einer überdauernden und profunden Transsexualität aufzufassen. Ein vorschnelles Einleiten irreversibler, körperverändernder Maßnahmen (wie Hormonsuppression, konträrgeschlechtliche Hormonbehandlung, chirurgische Maßnahmen) ohne ausreichende diagnostisch- therapeutische Abklärung kann daher weitreichende Konsequenzen für die Betroffenen haben, z.B. schwere
Depressionen bis hin zu suizidalen Handlungen, mitunter auch ein späteres Rückumwandlungsbegehren. Deshalb wurde an der Klinik eine Spezialsprechstunde als Anlaufstelle für Kinder und Jugendliche mit Problemen im Bereich der geschlechtlichen und sexuellen Identitätsentwicklung eingerichtet. Das Angebot richtet sich auch an Jugendliche mit anderen Störungen im Zusammenhang mit Sexualität, beispielsweise Akzeptanzschwierigkeiten der eigenen (homo-) sexuellen Orientierung, beginnende sexuelle Präferenzstörungen oder psychosexuelle Probleme bei Intersex-Syndromen (Störungen der somatosexuellen Differenzierung); bezüglich der letztgenannten Patientengruppe wird eine enge Kooperation mit der Abteilung für Pädiatrische Endokrinologie der Kinderklinik angestrebt.